Imker werden: Der richtige Einstieg für Anfänger
Die Imkerei übt nach wie vor eine große Faszination auf die Menschen aus. Honig zu ernten, auf dieselbe Weise wie die Menschen es seit Jahrhunderten tun, ist sowohl eine Auszeit vom hektischen Alltag als auch die Möglichkeit, die Natur direkt zu erleben. Auch der Wunsch den Bienen zu helfen, die in den letzten Jahren sehr unter negativen Umwelteinflüssen gelitten haben, bewegt viele Menschen.
Das Interesse an der Bienenzucht ist kontinuierlich gestiegen, und immer mehr Menschen auch in den Städten wollen viele selbst aktiv werden und sich ein Bienenvolk anschaffen. Damit aus diesem Entschluss kein Frust wird, geben wir Ihnen die nötigen Tipps für einen guten Start.
Wir brauchen die Bienen
Imkerei ist weitaus mehr als ein Hobby für Gärtner. Viel mehr sind wir Menschen mit unserer Ernährung von den Bienen abhängig. Rund 75% aller Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Gleichzeitig machen Monokulturen, Pestizide und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation es den Bienen schwer zu überleben. Imker leisten somit einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und unsere Ernährung.
Wo dürfen Sie Bienen halten?
Rein rechtlich gesehen dürfen Sie Bienen überall dort halten, wo auch Tierhaltung erlaubt ist. Auch in Wohngebieten ist es damit erlaubt, sich ein Bienenvolk zuzulegen. Geringfügige Beeinträchtigungen durch die fliegenden Bienen oder Bienenkot auf Autos müssen Ihre Nachbar hinnehmen. Nur übermäßige Belastungen rechtfertigen einen Unterlassungsanspruch.
Für den Frieden mit dem Vermieter und den Nachbarn ist es allerdings besser, die Anschaffung von Bienenvölkern im Vorfeld abzusprechen. Sie können diese Situation nutzen, um unbegründete Sorgen vor Bienen aufzulösen und im besten Fall Interesse an der Imkerei zu fördern. Und spätestens die Aussicht auf ein Glas echten Imkerhonig sollte die meisten Nachbarn versöhnlich stimmen.
Verpflichtet sind Sie allerdings, Ihre Bienen beim Veterinäramt zu melden. Wenn Krankheiten bei Ihren Tieren ausbrechen, müssen Sie diese ebenfalls melden. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Seuchen sich ausbreiten.
Die Bienenbeute
Ihr neues Bienenvolk braucht eine passende Unterkunft, die es einerseits schützt und Ihnen zugleich ermöglicht, einfach an die Waben zu gelangen. Diese Beuten aus Holz oder Styropor gibt es in leicht verschiedenen Maßen, die jeweils eine eigene Bezeichnung haben. Die Modelle aus Holz teilen sich ein in die Maße Zander, Dadant, Dadant US und Deutschnormal. Bei Styroporbeuten wird zwischen Frankenbeute und Segeberger entschieden. Die Maße der eigenen Beute sollten bekannt sein, da Wabenrähmchen für andere Arten von Beuten nicht hineinpassen werden.
Ein „Stockwerk“ in einer Beute wird als Zarge bezeichnet, in welche wiederum die Rähmchen mit den Waben eingehängt werden. Für ein Wirtschaftsvolk ist der klassische Aufbau einer Beute der Boden, ein oder zwei Zargen für den Brutraum, darauf ein oder zwei Zargen für die Honigwaben, und darauf ein Deckel. Mit einem Gitter zwischen Brutraum und Honigraum verhindern Sie, dass die Königin in den Honigraum gelangt. Da auf diese Weise keine Brut im Honigraum angelegt wird, erleichtert dies die Imkerei ungemein.
Deshalb produzieren Bienen Honig
Honig ist für Bienen überlebenswichtig. Denn er ist ihr Nahrungsvorrat für die Wintermonate, in denen sie keinen Nektar sammeln können. Vom Imker erhalten sie deshalb einen gleichwertigen Ersatz für ihren Honig, damit sie gut über den Winter kommen.
Von der Blüte bis zum Honig ist es aber ein weiter Weg: Nachdem die Bienen den Nektar gesammelt haben, übergeben sie ihn im Bienenstock an andere Arbeiterinnen. Hier wird er mit Enzymen angereicht, während ihm zugleich Wasser entzogen wird. Die Enzyme und der hohe Zuckergehalt von Honig machen ihn erst lange haltbar. Schätzungen zufolge müssen Bienen für ein einziges Glas Honig eine Flugstrecke zurücklegen, die zwei bis dreimal um die Erde reicht.
Den Honig ernten
Wenn alles gelingt und die Witterung mitspielt, können Sie im Sommer viele Waben voller Honig ernten. Ein Deckel aus weißem Wachs kennzeichnet dabei die Zellen mit reifem Honig. Mit einer Entdeckelungsgabel entfernen Sie diese, ehe die Waben in die Schleuder kommen. Sammeln Sie das Wachs für die spätere Weiterverarbeitung.
Die Schleuder muss einen sehr stabilen Stand haben, denn sie schleudert den Honig mithilfe der Zentrifugalkraft aus den Waben. Ein wackeliger Tisch ist deshalb kein geeigneter Untergrund. Der Honig rinnt in der Schleuder von den Wänden hinab zum Boden, wo er durch den geöffneten Hahn ablaufen kann.
Der Honig ist aber noch nicht fertig: Füllen Sie ihn Abfülleimer und geben ihm anschließend in kühler Umgebung ein paar Tage Ruhe. In dieser Zeit werden die winzigen Luftbläschen, die beim Schleudern in den Honig geraten sind, aufsteigen und sich als Schaum an der Oberfläche sammeln. Schöpfen Sie diesen alle paar Tage ab, bis keine weiteren Bläschen mehr aufsteigen. Erst jetzt ist wird der Honig in Gläser gefüllt.
Mit den Bienen durch das Jahr
Ab etwa 10° Außentemperatur sind Honigbienen vom Februar oder März an bis in den Oktober oder November aktiv. Diesen Zeitraum bezeichnen Imker als Bienenjahr. Während die Bienen im Winter ruhen und bis auf eine Behandlung gegen Varroa nicht gestört werden sollten, fallen im Bienenjahr einige Arbeiten an. So sollten die Völker alle zwei bis drei Wochen kontrolliert werden, um rechtzeitig zu erkennen, ob es Probleme gibt.
Diese Angaben sind dabei nur ein Richtwert. Die Bienen passen sich an die vorherrschende Witterung an, so dass Sie als Imker immer auch ein wenig flexibel bleiben müssen. Bei zu wenig Niederschlag und hohen Temperaturen helfen Sie Ihren Bienen mit Tränken in der Nähe der Bauten.
März
Im März oder, in warmen Jahren bereits im Februar, kontrollieren Sie, ob das Volk den Winter gut überstanden hat und die Königin bereits Eier legt. Legen Sie jetzt auch das Absperrgitter zwischen Honig- und Brutraum ein.
Mai und Juni
Der Frühsommer ist die Zeit, in der die Bienen schwärmen. In den Schwarmzellen züchten die Bienen dafür eine neue Königin heran. Auch mehrere dieser Zellen sind möglich. Dies ist der Zeitpunkt, um einen Ableger zu bilden. Hängen Sie das Rähmchen mit der alten Königin, Futterwaben und einem Teil des Volkes in eine neue Beute. Die neue Königin unterdessen wird nach dem Schlupf ausfliegen und sich mit Drohnen paaren, ehe sie in die Beute zurückkehrt und mit der Eiablage beginnt.
Juli
Ungefähr Mitte des Monats können Sie den Honig ihres Bienenvolkes ernten. Prüfen Sie die Waben aus dem Honigraum der Beute und entnehmen jede, in denen drei Viertel der Zellen einen Deckel aus weißem Wachs tragen. Die restlichen Waben bleiben im Volk, da hier der Wassergehalt im Honig noch zu hoch ist. Entfernen Sie auch das Absperrgitter.
Hängen Sie die offenen Waben in die Brutzarge oder in eine leere Zarge darüber. Auch die ausgeschleuderten Rähmchen kommen hier für ein oder zwei Tage hinein, ehe sie entfernt werden. Befindet sich das Volk nun nur noch in den Zargen mit dem Brutraum, können Sie die erste Behandlung gegen die Varroamilbe durchführen.
August bis November
In dieser Zeit führen Sie die Einfütterung durch, damit Ihr Volk mit ausreichenden Wintervorräten gut durch die kalte Jahreszeit kommt. Futtersirup ist leicht zu verwenden und wird in einer leeren Zarge angeboten, die Sie über den Brutraum setzen. Unbedingt notwendig sind Äste oder Stroh im Sirupbehälter, damit die Bienen nicht ertrinken. Die Fütterung wird fortgesetzt, bis das Volk einen Vorrat von rund 20kg besitzt.
Dezember
Führen Sie die zweite Behandlung gegen Varroa durch, um Ihren Bienen einen guten Start ins nächste Jahr zu ermöglichen. Damit die Milben sich nicht an die Behandlung gewöhnen ist es ratsam, nun ein anderes Mittel als im Sommer zu verwenden. Nach der Behandlung herrscht Winterruhe, in denen die Bienen nicht gestört werden dürfen.
Die Grundausrüstung für neue Imker
Wenn Sie erst in die Imkerei einsteigen, benötigen Sie noch nicht die vollständige Ausrüstung von Imkern, die schon lange dabei sind. Gerade eine Schleuder ist eine teure Anschaffung, so dass es am Anfang ausreicht sich ein Gerät zu leihen. So sammeln Sie vor einem Kauf Erfahrung mit unterschiedlichen Geräten.
Absolut notwendig ist diese Ausstattung:
- Pro Volk eine Beute sowie ausreichend Rähmchen mit Mittelwänden
- Ein Schutzanzug
- Ein Smoker mit Rauchmaterial. Eine alte Imkerpfeife erfüllt auch ihren Zweck, doch ein Smoker ist sehr viel komfortabler.
- Ein Stockmeißel. Dieser ist ein Allzweckwerkzeug, mit dem Sie sehr viele Arbeiten angehen werden.
- Oxalsäure und Ameisensäure zur Behandlung gegen Varroamilben
Um Mittelwände in leere und gereinigte Rähmchen einzusetzen, benötigen Sie einen Einlöttrafo. Mit diesem wird der gespannte Draht im Rähmchen erhitzt, so dass er sich in die Mittelwand aus Wach schmilzt.
Für die Honigernte benötigen Sie diese Ausstattung:
- Eine Entdeckelungsgabel
- Eine Schleuder. Diese sollte möglichst aus Edelstahl sein.
- Ein grobes und ein feines Sieb. Mit diesen filtern Sie Wachsstückchen und Verunreinigungen aus dem Honig.
- Abfülleimer
- Honiggläser
- Ein Refraktometer. Mit diesem messen Sie den Zucker- und Wassergehalt des Honigs.
Für das Einfüttern notwendig ist:
- Pro Volk einen Futterbehälter
- Sirup oder Futterteig
- Eine Kofferwaage
Fragen kostet nichts: Der örtliche Imkerverein
Gerade Anfänger haben häufig Fragen, bei denen Kollegen wertvolle Hilfe geben können. Scheuen Sie sich nicht, andere Imker in Ihrer Umgebung um Rat zu fragen und sich ein paar Kniffe für die Praxis abzuschauen. Auch Ihre ersten Bienenvölker können Sie hier häufig leichter beziehen, oder sich für die erste Honigernte eine Schleuder ausleihen.
Die Imkerei ist längst nicht so kompliziert, wie sie manchem Anfänger erscheint. Trotzdem ist es wichtig, das angehende Imker sich das nötige Wissen aneignen. Denn Sie übernehmen mit ihren Bienen die Verantwortung für faszinierende und wertvolle Lebewesen, die auf Ihre Unterstützung angewiesen sind.
Ihr erstes Volk? Wir helfen Ihnen!
Die Imkerei lässt Sie nicht mehr los? Dann geht es Ihnen wie uns. Bei uns erhalten Sie gesunde Ableger, Kunstschwärme oder Königinnen, um einen guten Start in die Imkerei zu haben. Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung – schreiben Sie uns einfach an.